DBV Kai Hankamer in Bonn Justizvollzugsbeamter/in

Wer sich für den Dienst in einer JVA bewerben möchte, muss die folgenden allgemeinen Voraussetzungen erfüllen:

• deutsche Staatsangehörigkeit oder Staatsangehörigkeit eines EU-Mitgliedstaats
• gutes mündliches und schriftliches Ausdrucksvermögen
• Verantwortungsbewusstsein und sehr gute Beobachtungsgabe
• gutes Gedächtnis
• Konfliktfähigkeit
• physische Fitness
• psychische Stabilität
• einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis ohne Vorstrafen
• geordnete wirtschaftliche Verhältnisse, sprich, schuldenfrei
• BMI im Normalbereich
• keine Tätowierungen mit bestimmter politischer Bedeutung

Außerdem muss der Bewerber das Auswahlverfahren entsprechend für sich entscheiden. Zum Auswahlverfahren gehören auch Sporttests, Intelligenztests und eine medizinische Untersuchung auf Diensttauglichkeit. Im Rahmen eines anschließenden Vorstellungsgesprächs werden Bewerber auf ihre physische und psychische und charakterliche Eignung geprüft.

Die Einstellung von Justizvollzugsbeamten ist in Deutschland übrigens Bundesländersache.

Wenn Sie sich im Rahmen des Auswahlverfahrens durchgesetzt haben, können Sie bereits in der Ausbildung in eine von drei Fachrichtungen tendieren. Hier stehen Möglichkeiten wie der allgemeine Vollzugsdienst, der mittlere Verwaltungsdienst oder der Werkdienst für Sie zur Auswahl.
 
Das sind die Schwerpunkte in der theoretischen Ausbildung

• Staats- und Verfassungsrecht
• Straf- und Strafprozessrecht
• Beamten- und Tarifrecht
• Verwaltungsrecht
• Vertrags- und Vergaberecht
• Betriebswirtschaftslehre
• Haushaltsrecht
• Vollstreckungsrecht
• Vollzugsrecht

Neben diesen theoretischen Themengebieten ist die körperliche Fitness und das Erlernen verschiedener Selbstverteidigungstechniken ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung. Neben der theoretischen Ausbildung erhalten angehende Justizvollzugsbeamte in der praktischen Ausbildung einen umfassenden Einblick in die Organisation der Justizvollzugsanstalten, das Arbeits- und Versorgungswesen und den Bereich Sicherheit und Ordnung im Justizvollzug.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Laufbahnprüfung ist die Ausbildung beendet und der Beamte auf Widerruf wird zum Beamten auf Probe ernannt.

Justizvollzugsbeamte im mittleren Dienst erledigen nach abgeschlossener Ausbildung die folgenden Aufgabenbereiche:

• Vollzugsdienst
• Werkdienst
• Sanitätsdienst
• Verwaltungsdienst

Um als Anwärter für die Laufbahn im gehobenen Dienst eingestellt zu werden, muss ein Abitur oder ein vergleichbarer Abschluss vorliegen. Der Vorbereitungsdienst in dieser Laufbahn dauert drei Jahre und schließt mit dem Abschluss als Dipl. Rechtspflegerin / Rechtspfleger (FH) ab.

Das Studium gliedert sich in ein insgesamt vierundzwanzigmonatiges Studium an der Fachhochschule sowie zwölfmonatiger Studienpraxis in einer Justizvollzuganstalt.

Das Studium ist ein duales Studium, das ebenso praxisbezogen wie fachwissenschaftlich daherkommt. Dabei werden Inhalte aus verschiedenen wirtschaftswissenschaftlichen, juristischen, psychologischen und soziologischen Themengebieten vermittelt. Dazu gehören beispielsweise Themen wie:

• allgemeine Grundlagen im Bereich des Zivil-, Straf- und Strafprozessrecht
• Verwaltungs- und Beamtenrecht
• Haushaltsrecht
• Vollzugsrecht
• Vollzugsverwaltung
• Psychologie
• Kriminologie

In den Praktika zwischen den theoretischen Studienanteilen lernen die Anwärter die unterschiedlichen Aufgaben des Justizvollzugsbeamten im gehobenen Dienst kennen. Hier können sie das erworbene theoretische Wissen in verschiedenen Justizvollzugsanstalten realitätsnah umsetzen und erste Erfahrungen im Berufsalltag sammeln.

Die Arbeit eines Justizvollzugsbeamten des gehobenen Dienstes ist sehr abwechslungsreich. So übernehmen diese Beamten beispielsweise die Verantwortung für den sicheren und vor allem ordnungsgemäßen Dienstablauf in ihrer Justizvollzugsanstalt. Mit der Ausbildung für den gehobenen Dienst können Sie in den verschiedensten Bereichen einer JVA Leitungsfunktionen einnehmen und arbeiten als Team eng mit anderen Diensten zusammen. Neben einfachen Führungsaufgaben kann ein Beamter im gehobenen Dienst in diesem Bereich sogar bis zum Leiter der gesamten Justizvollzugsanstalt aufsteigen.

Klassische Aufgaben sind dabei insbesondere:

• die Gestaltung des Vollzugsverlaufs für und mit den Gefangenen, dazu zählen Entscheidungen über besondere Sicherungsmaßnahmen oder die Ausstattung der Hafträume
• Anordnung der Sicherheitsmaßnahmen von Gefangenen bei Ausführungen, Vorführungen und Transporten
• Besprechungen mit den Sozialarbeitern, Psychologen, Lehrern, Seelsorgern, Ärzten, sowie Beamten des Werkdienstes und des allgemeinen Vollzugsdienstes über alle pädagogischen, therapeutischen und vollzugsöffnenden Maßnahmen und Verlegungen von Gefangenen
• Verfassen von Stellungnahmen gegenüber Gerichten, Staatsanwaltschaften oder auch dem Justizministerium
• Sprechstunden mit den Gefangenen

Auch andere Leitungsaufgaben werden von Justizvollzugsbeamten des gehobenen Dienstes übernommen. So beispielsweise die Leitung des Versorgungsmanagements oder die Leitung der Wirtschaftsverwaltung. Zu den wichtigsten Aufgaben hier zählen die folgenden Punkte:

• Erstellung der Haushalts- und Budgetpläne
• Organisation des gesamten Einkaufs
• Leitung aller Versorgungsbereiche (Küche, Wäscherei)
• Gebäudemanagement

Weitere mögliche Einsatzgebiete in einer JVA sind beispielsweise:

• Leitung der Arbeitsverwaltung und Verantwortung für den Arbeitseinsatz der Gefangenen der Justizvollzugsanstalt
• Leitung der Bauverwaltung
• Leitung des Verwaltungsdienstes einer Justizvollzugsanstalt

Neben einem Einsatz in einer JVA ist für Justizvollzugsbeamte des gehobenen Dienstes übrigens auch ein Einsatz in einem der Ministerien und der Behörden, die mit dem Justizvollzug befasst sind, möglich.

Aufgrund des ständigen Einsatzes von Leben und Gesundheit und des hohen psychologischen Drucks, unter dem Justizvollzugsbeamte oftmals stehen, ist in dieser Laufbahn übrigens bereits eine Pensionierung mit 62 vorgesehen. Natürlich ohne Abzüge vom Altersruhegeld in Kauf nehmen zu müssen.

Auch eine Beförderung in den höheren Verwaltungsdienst im Rahmen der Tätigkeit in einem Ministerium ist bei entsprechender Eignung und Bewährung durchaus möglich.